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Pentax Marine Hydro Kompass 7x50


Das Fernglas Pentax Marine Hydro Kompass 7x50 im Test

Autor: Phillipe Ledermann

Das Pentax Marine Hydro Compass 7x50 (Made in China) ist für mich ein schwieriger Fall. Ich habe es zweimal bestellen müssen und habe, was die Optik betrifft, zwei sehr unterschiedliche Ferngläser erhalten.

Das erste Fernglas hatte eine gute Randschärfe (scharf bis ca. 80 % des Sehfeldes auf dem Radius bezogen) und die Tasche war von der miserabelsten Qualität, die ich je gesehen habe. In der rechten Optik schwebte ein langer krummer Faden. Retour und Gelderstattung.

Das Zweite kam ca. 6 Wochen später mit sauberer Optik, sehr gute und sauber verarbeitete Tasche (viel besseres Model), aber es fiel mir sofort auf, dass Randschärfe und Zentrierung wesentlich schlechter als beim ersten Glas waren.

Ich habe bisher noch kein Marine Fernglas in den Händen gehabt, das ein so kleines und so merkwürdig scharfes Sehfeld hat: Die Schärfe bzw. die Unschärfe ist vollkommen asymmetrisch, im linken Okular fängt die Unschärfe nach rechts bereits im Zentrum an. Das Sehfeld ist nur im linken Bereich scharf aber dazu später mehr.

KONSTRUKTION:

Gewicht 1,05 kg, ca. 0,1 kg leichter als ein 8x56. Dachkant, Zentralfokussierung, Sehfeld 116m / 1000m. Durchmesser Eintrittlinsen 50 mm, Austrittlinsen 21 mm, Dioptrie +/- 3. Nahbereich 3m (brauchbar ab ca. 12 m). Fokussierwalze Durchmesser 30 mm, Breite 22 mm, insgesamt genau eine Umdrehung, leichtes Axial-Spiel (nur Verkleidung).
Dioptriering 10 mm breit, Kunststoff mit Rippen, rutschig. Verdeckter bzw. eingekapselter Antrieb, ausfahrbare Augenmuscheln in 2 x 5 mm-Stufen. Stahlbrücke, Messingachse. Tonnen-Gehäuse aus Polycarbonat., Deckel aus Silikon-Gummi Stickstofffüllung, wasserdicht bis 1,5 m, 3 Minuten. Gummiverkleidung dick, mittelweich, einteilig, dunkelgrün, extrem fein granuliert, keine Fingermulden, Rippen oder Muster.

Analoger Kompass, nachts mit Diode blau beleuchtet, Striche in 1 Grad, Beschriftung in 10 Grad-Einteilung. Scheinbare Schriftgröße Arial, fett, 12 Pt. Fette Striche, Lesbarkeit effektiv 2 Grad, Peilstrich nicht sichtbar, beste Lesbarkeit: 5 cm Pupillenabstand. Sehr kleine Lichtöffnung (7 mm Durchmesser). Betriebsbereich vertikal : +5, -5 Grad. Trägheit bei 180 Grad schneller Schwenk: 3 Sekunden. Genauigkeit (durch schlechte Lesbarkeit beeinträchtigt) ca. 0-2 Grad (Ermittlung mit Steiner, Fujinon, Handkompass).

Sehr feine Strichplatte mit 16 horizontalen und 16 vertikalen Einteilungen. Objektivdeckel aus Silikon-Gummi, an jeweilige Tonne durch Gummi-Ring befestigt, abnehmbar, dicht schließend. Getrennte 2-teilige Okular-Gummi-Abdeckung über Faltenbrücke fest miteinander verbunden, dicht schließend. Gewinde (Stahl) für Stativadapter unter Kunststoffdeckel, schwer abschraubbar und unbrauchbar, weil sich zu wenig Platz (nur 15 mm) zwischen beiden Tonnen befindet. Das ist schon etwas ärgerlich, sowie die zu knapp gemessene Dioptrie, die um 0,5 bis 1,0 dpt geringer als viele andere Ferngläser und für mich unzureichend ist. Dafür 4 Sterne.

Top

ZUBEHÖR:

Cordura-Stofftasche mit Klettverschluss, Netz-Innenfach im Deckel mit Reißverschluß, CorduraTasche-Trageriemen, 20 mm breit. Verarbeitung: in Ordnung, bis auf die Boden-Innenverkleidung (Falten). Fernglas-Trageriemen Typ Neopren (weich), 50 mm breit mit 2x Silber-Stickerei “PENTAX Sport Optics“,gute Verarbeitung. Umfangreiche Unterlagen. Die Qualität und Verarbeitung des Zubehörs ist beinah Top. Dafür 4 Sterne.

VERARBEITUNG:

Optisch betrachtet, sehr kleine Spaltmaßen, Montageschraube Mittelachse nicht genau zentriert, kein Fett und Klebereste sichtbar (transparenter Silikonspalt an Unterseite unter 0,5 mm breit). Kein Spiel, kein klappern am Hauptkörper oder Kompass.
Linkes Okular: Axialspiel unter 1 Grad ausgefahren, rechts 0 Grad. Absolut minimales Lateralspiel. Sehr stabile Position im ausgefahrenen Zustand (auch Zwischenposition): Kein Nachgeben selbst bei 10 kg-Druck. Gängigkeit: Augenabstand Mittelbrücke = Weich, gleichmäßig, geräuschlos; Okulare = leichtgängig und gleichmäßig, gute Arretierung. Dioptriering (10 mm breit) = mittelhart, Schleifgeräusche auf 1/12 Umdrehung vor Linksanschlag. Keine erkennbaren, relevanten Verarbeitungsmängel. Dafür 4 Sterne.

 

Das Verkleidungsmaterial, ein typischer weicher Kunststoff der chinesischen Ferngläser, ist meiner Meinung nach, nicht so hochwertig wie das griffigere Silikon-Gummi der Steiner aber auch (in alphabetischer Reihenfolge) Barska, Bresser, Bushnell usw. Abgesehen davon, die Verarbeitung ist, bis auf winzige Kleinigkeiten, tadellos. Dafür 4 Sterne.

OPTISCHE EIGENSCHAFTEN

Schärfe, Auflösung:

Linkes Okular: Schärfebereich nimmt bereits ab Mitte nach rechts sofort ab. Bezogen auf den Radius folgende Schärfe : Links scharf bis nur 40 % vom Rand, nach oben bis 10 % , nach unten bis ca. 30 % vom Rand. Rechtes Okular: Nach oben scharf bis ca. 20 % vom Rand, nach rechts bis ca. 20 %, unten bis zum Kompassrand und rechts scharf bis ca. 10 % vom Rand. Die Schärfe ist bei beiden Okularen nicht richtig zentriert, zusätzlich gibt es eine große Abweichung links / rechts. Insgesamt, durch den Ausgleich des Gehirns ergibt sich eine gute bis akzeptable Gesamtschärfe auf ca. 80 % des Sehfeldes. Besonders im Zentrum und im linken Bereich knackige Schärfe auf ca. 50 % des Sehfeldes. Die Verarbeitung der Linsen mit einer so großen Abweichung ist jedoch nach meiner Beurteilung als mangelhaft zu beurteilen. Scharf ab 4 m, jedoch aufgrund eines (normalen) Doppelblickeffekts ab rd. 10 m gut einsetzbar. Gesamteinstellungsbereich der Fokussierwalze: 1 3/4 Umdrehung. Von 50 m bis Unendlich stehen 1/4 Umdrehung zur Verfügung. Das ist sehr direkt aber keineswegs unangenehm, weil der Gesamtbereich der Entfernung präzise beherrscht wird, ohne den Finger abzuheben. Vorbildliche Fokussierung, weich, gleichmäßig, präzise und geräuschlos, hinzu große, breite und griffige Fokussierwalze. Für Marine-Ferngläser übliche großzügige Tiefenschärfe (z.B. scharf von 50 - 400 m). Eigentlich 4 Sterne, wäre da nicht die schlechte Verarbeitung der Linsen und der sehr merkwürdige Schärfe– bzw. Unschärfebereich, den ich als nicht akzeptabel beurteile. Daher hierfür keine Wertung.

Frontansicht

Kontrast, Brillanz, Helligkeit:

Bei Sonnenschein sehr guter Kontrast, auch in Schattenzonen, keine Farbsäume an Baumgipfeln. Sehr feine und brillante Abbildung z.B. der Vegetation, der Wolkenstruktur, satte, gleichmäßige, getreue farbige Abbildung des Himmels und aller Objekte in allen Entfernungsbereichen dank perfekter Fokussierung. Leichte Vignettierung, schwacher hellgrauer Halo am äußeren Rand. Bei starken Gegenlicht manchmal zusätzlicher Lichtring am äußeren Rand. Die Vergütung reflektiert wenig Licht (reicht natürlich nicht an die des Fujinon FMT-SX2), scheint aber hochwertig. Das bestätigt auch den Einblick durch das Fernglas nach Sonnenuntergang. Wenn das Auge nur noch dunkle Schatten sieht, liefert die Optik noch Abbildungen mit vielleicht ca. 30% Farbanteil und viele Details sind gut erkennbar. Dafür 4 Sterne.

Nachts, ebenfalls guter Kontrast, schwache Sterne und Sternennebel werden im Zentrum präzise, sehr fein und kontrastreich abgebildet, jedoch anstrengende Beobachtung aufgrund des unregelmäßigen Schärfebereichs und dadurch sehr erschwerte Fokussierung. Bei hellem Mond, gelegentlich 2 kleine Phantombilder im unteren Bereich (abhängig vom Pupillenabstand) mit einer Helligkeit unter 1% des Hauptbildes. Praktisch keine Farbsäume, gute Erkennbarkeit der Mondoberfläche. Dafür 3 Sterne.

Verzerrungen:
Recht geringe Verzerrungen am Rand. Die Optik fängt an Linien leicht zu beugen ab rd. 40% vom Zentrum (Kisseneffekt). Der Übergang ist sehr weich und in der Praxis absolut nicht störend. Dafür 5 Sterne.

Einblickverhalten:

Sehr leichte, ruckfreie Einstellung des Augenabstandes an der Mittelbrücke, geringer Einstellbereich. Am Anfang ein etwas schwieriges aber komfortables Einblickverhalten, vor allem ohne Brille. Schwarzer Rand relativ scharf, störendes Falschlicht mit schwarzen Phantomschatten werden von den ausfahrbaren Augenmuscheln gut unterdrückt. Diese sind in ausgefahrener Position sehr stabil mit sehr geringem Spiel. Dioptrie sehr knapp gemessen (+/-3). Kompass-Beleuchtungsknopf zu nah am rechten Rand, das erfordert Fingerakrobatik. Fernglas gut ausbalanciert, aber schmal. Gute Griffigkeit. Dafür zwischen 3 und 4 Sterne, je nach Auslegung.

KOMPASS

Durchschnittlicher Kompass der Einsteigerklasse mit zu kleinen Zahlen, Peilstrich viel zu dünn, erscheint außerdem doppelt. Striche in 1°-Einteilung, so fett, dass sie sich fast berühren. Die Genauigkeit der Lesbarkeit beträgt 1°. Die Genauigkeit des Kompasses ca. 0-1 °, abhängig von der Betriebsneigung. Beschriftung alle 10 °. Die Schrift macht einen leicht ausgefransten Eindruck. Tagsüber ungleichmäßige Beleuchtung. Mittelmäßig lesbar in waagerechter Stellung, zunehmend schlechte Lesbarkeit in vertikale Stellung bereits ab rd. +5° bis - 5 °. Ab + 5 ° . Anzeige erscheint oft verschwommen. Ab 5°vertikale Neigung verschwinden Zahlen und Striche vom unteren Bereich der Anzeige. Durchschnittliche bis gute Trägheit, Stabilisierungsphase rd. 2 Sekunden bei schnellen horizontalen Schwenks um 120 °. Nachtbeleuchtung: Schöne aber grelle blaue Neonfarbe, zu hell, blendet. Störende Lichtstreuung im unteren Blickfeld sehr begrenzt unmittelbar über den schwarzen Balken. Dafür 3 Sterne.

Kompass

Der Kompass hebt sich nicht von Geräten der absoluten Einsteigerklasse unter 100 Euro, verdient in dem Preissegment des Pentax Hydro höchstens 3 Sterne.

ZUBEHÖR

Die Tragetasche und der Tragegurt Made in China des 2. Fernglases sind nicht mehr mangelhaft wie die ersten. Die Verarbeitung ist (bis auf die Innenverkleidung des Bodens) ordentlich. Der Tragegurt (Neopren) ist 52 mm breit und sieht mit der Stickerei „PENTAX“gut aus. Sie ist ebenfalls ohne Mängel. Die Objektivdeckel sind mit Gummiringen an das Fernglas befestigt. Sie schließen gut, halten aber gerade noch so fest wenn man sie nicht berührt. Die Gummiringe sind nur auf dem Korpus geschoben und werden nicht durch eine Nut gehalten. Insgesamt noch 4 Sterne. Der Stativanschluss ist unbrauchbar: Es gibt zu wenig Platz zwischen den Tonnen um einen Adapter fest zu schrauben.

Riemen

Schwimmtest:

Beim Schwimmtest im Waschbecken geht das Fernglas sofort unter und viele Luftblasen steigen auf, die nichts Gutes vermuten lassen. Daher habe ich es nach rd. 10 Sekunden herausgenommen. Minuten lang fallen nach dem Tauchen noch Wassertropfen aus allen Ecken ab, vor allem aus der Mittelachse, aber das Fernglas scheint wasserdicht zu sein. Kein Wasser in der Optik oder im Kompass nach diesem kurzen Tauchgang. Dafür 3 Sterne.

Schwimmtest

PREIS– LEISTUNGSVERHÄLTNISS

Über das Preis- / Leistungsverhältnis muss ich anmerken, dass das Pentax Hydro preislich sehr nah an das Steiner Navigator 7x50 Kompass herankommt und deutlich über dem Fujinon Mariner WPC-XL liegt.

Eigentlich ist es preislich in etwa richtig positioniert, nicht zuletzt wegen der tadellosen Mechanik und der im Grunde genommen guten Optik. Wären da nicht die sehr knappe Dioptrie, die durchschnittliche Qualität des Kompasses, die Qualitätsstreuung und die fragwürdige Verarbeitung der Optik, die zu einem sehr seltsamen Ergebnis der Randschärfe führt. Das ist für ein Fernglas ein Kernbereich, wo solche asymmetrische Erscheinungen und schwache Ergebnisse unzumutbar sind, schon gar nicht für den Preis. Deswegen vermag ich keine Kaufempfehlung aussprechen.

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Pentax Fernglas Marine Hydro Kompass 7x50, blau