Wenn der Winter zu Ende geht, erwarten wir ungeduldig die ersten Farbtupfer im Garten, in der Wiese oder im Wald. Diese ersten Frühlingsblumen erfreuen uns nicht nur visuell, sie hellen auch unsere Seele auf. Zu den auffallendsten Frühlingsblühern gehören die Primeln, im Volksmund auch Schlüsselblumen genannt.
Zwei Arten aus der Familie der Primulaceae sind weit verbreitet und allgemein bekannt und beliebt: die Hohe Schlüsselblume (Primula elatior) und die Wiesen-Schlüsselblume oder Wiesenprimel (Primula veris), um die es hier geht. Sie ist von den beiden häufigeren Arten eindeutig die anspruchsvollere und seltenere. Man findet sie auf trockenen, nährstoffarmen, kalkhaltigen Böden, das heißt auf Trockenrasen, an Wald- und Gebüschsäumen und an anderen offenen Stellen, wie Felsen und Brachflächen.
Die Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris) Foto: BerndH / Wikipedia
Die Wiesenprimel duftet, im Gegensatz zu ihrer Verwandten, stark. Die Blüten sind nicht blass- sondern satt dottergelb. Sie weisen an jedem der fünf Blütenblätter deutliche, orangefarbene sogenannte Saftmale auf, die die Blütenbesucher (meist Hummeln und Falter) zur Nektarquelle am Blütengrund führen. Schaut man die Blüten genau an, fällt auf, dass es zwei verschiedene Typen gibt – solche mit langstieligen Staubgefäßen und kurzem Griffel und solche mit langem Griffel und tief in der Blüte verborgenen, kurzen Staubblättern. Dieses als Heterostylie bekannte Phänomen soll Selbstbestäubung vermeiden und Fremdbestäubung unterstützen. Wiesenprimeln blühen von April bis Juni, in Südeuropa bereits ab Februar / März.
Fündig werden Sie natürlich nicht flächendeckend, sondern nur in geeigneten Lebensräumen. Die Art steht auf der Roten Liste der gefährdeten Farn und Blütenpflanzen Deutschlands auf der Vorwarnliste (Kategorie V). Aufgrund der Gefährdung der Wiesenprimel sollte es selbstverständlich sein, dass man sie nur am Standort genießt, aber keinesfalls abpflückt.
In der Mythologie hat man die Wiesenprimel seit dem Mittelalter mit Petrus und seinem Schlüssel zur Himmelstür in Verbindung gebracht – daher auch der populäre Name „Himmelsschlüssel“ oder eben „Schlüsselblume“. Auch in der Heilkunde spielte unsere Art früher eine Rolle als Mittel gegen Erkältungen und Gicht.
Wir wünschen Ihnen in diesem Frühjahr viel Spaß beim Aufspüren der Frühlingsblüher. Denken Sie bitte daran, die Standorte seltener Pflanzen nicht zu zertreten. Um die Blüten trotzdem genießen zu können, benötigen Sie ein Fernglas mit guter Naheinstellgrenze, zum Beispiel das Steiner Ranger Pro 8×32. Mit diesem Glas können Sie nicht nur Vögel und andere Tiere betrachten, sondern auch Insekten oder eben Pflanzen ab einer Entfernung von 1,90 m – ganz ohne zu stören.