ZEISS gehört neben Swarovski und Leica zu den drei Topherstellern im Bereich Sportoptik. Neben FernglĂ€sern und Zielfernrohren gehören Spektive zum reichhaltigen Sortiment. Um dem Optikhandel die StĂ€rken der Carl Zeiss Produkte zu vermitteln, bietet das Unternehmen regelmĂ€Ăige Seminare an. Im Mai 2013 nahmen unsere Kollegen Alexander Olbrich und Bernd GĂ€hrken an einer Schulung teil um mehr ĂŒber die aktuelle Produktpalette zu erfahren.
Angesiedelt ist das Unternehmen in der Optikstadt Wetzlar. Bei Wetzlar denken die meisten zunĂ€chst an die Leitz-Werke. Zeiss wird eher mit Jena in Verbindung gebracht. TatsĂ€chlich wurde das Werk in Wetzlar aber bereits vor fast 150 Jahre durch Moritz Hensoldt gegrĂŒndet, und von Carl Zeiss in Jena 1928 ĂŒbernommen. Innerhalb des Zeiss-Konzerns ist der Bereich Sportoptik eine eher kleine Sparte. Dominierend sind die Halbleiter- und Medizintechnik.

Der Bau von FernglĂ€sern uns Spektiven profitiert von den Synergien aus den anderen Bereichen des Konzerns. FĂŒhrend ist Zeiss bei der Beschichtungstechnik. An den Glas-Luft-FlĂ€chen werden normalerweise 4% des Lichtes reflektiert. Zeiss entwickelte in den 30er Jahren eine Technik die den Verlust auf 1,5% reduzierte. Mit der modernen Multibeschichtung T* gelang es den Wert auf 0,15% zu reduzieren. Moderne FernglĂ€ser haben etwa ein Dutzend Glas-Luft-FlĂ€chen. Der Einfluss auf die Transmission ist beachtlich. Ein Demonstrator mit sechs ĂŒbereinandergelegten Glasscheiben machte dies deutlich.

Neben den Beschichtungen haben auch die verbauten GlĂ€ser Einfluss auf die Transmission. Die aktuelle Victory-Baureiche besitzt das KĂŒrzel HT wegen der Verwendung spezieller HochtransmissionsglĂ€ser. Damit konnte der Durchlass von 90% auf 95% gesteigert werden. Die Farbkorrektur wurde durch fluoridhaltige GlĂ€ser weiter verbessert. Doch auch die aktuelle Conquest-HD-Baureihe braucht sich nicht zu verstecken. Die Transmission liegt dort zwar noch bei 90%, doch durch die neuen ED-GlĂ€ser wird trotzdem eine deutlich verbesserte Farb- und Feldkorrektur ermöglicht.

Wir konnten alle Optiken vor Ort testen. Bei einer 3-fach NachvergröĂerung des Bildes war zwischen Conquest-HD und Victory kaum ein Unterschied zu erkennen. Eine klare StĂ€rke der Victory liegt weiter in den stabileren druckwasserfesten GehĂ€usen.
Bei der WerksfĂŒhrung ging es zunĂ€chst zur Zielfernrohrproduktion. Schritt fĂŒr Schritt konnten wir die Entstehung der GerĂ€te von Vollalublock ĂŒber die FrĂ€sung, Reinigung, Politur und Lackierung bis zum fertigen GehĂ€use verfolgen.

Am spannendsten war die Optikproduktion. Bei dem Prismen mĂŒssen die FlĂ€chen mit minimalen Toleranzen in einem exakten Winkel geschliffen werden. Die Toleranzen sind so klein, dass jede konventionelle Befestigung beim Schleifen zu Abweichungen fĂŒhren wĂŒrde. Die Befestigung erfolgt daher durch Ansprengen von Glas auf Glas. Bei einer exakt polierten OberflĂ€che bewirken AdhĂ€sionskrĂ€fte einen fĂŒr die Bearbeitung ausreichenden halt. Die Trennung ist nach der Bearbeitung nur möglich, indem man sich die thermische Ausdehnung des TrĂ€germaterials zu nutze macht.


Nach dem Schliff werden die Kanten der Prismen schwarz lackiert um Streulicht in der Optik zu minimieren.

Beim Zusammenbau wird die Optik nach jedem Arbeitsschritt gegen ein Flatfield auf Staubeintrag geprĂŒft. Die PrĂŒfung der Zentrierung erfolgt ĂŒber eine Reflektion nach dem Prinzip der Autokollimation.

Zur Beschichtung werden die Linsen auf Halbkugen befestigt. Im Brennpunkt der SphĂ€ren befindet sich ein Tigel mit dem im Vakuum verdampften Substrat. Die Tigel besitzen 6 Mulden die nacheinander erhitzt werden. Da auf der Unterseite der Glocke alle Linsen den gleichen Abstand zum Tigel besitzen, ist eine gleichmĂ€Ăige Bedampfung möglich.

Die Beschichtungen bewirken ĂŒber Interferenz eine Auslöschung von reflektierten Wellenfronten. Die gleiche Technik lĂ€sst sich auch nutzen, um ĂŒber eine Verdoppelung der Schichtdicke Reflektionen zu verstĂ€rken. Dies ist das Geheimnis der Dielektrischen Verspiegelungen. Die so erzielte Reflektion von 99% verwendet Zeiss um seine Schmidt-Pechan-Prismen zu optimieren. Die kompakten Schmidt-Pechan-Prismen sind ideal fĂŒr Pocket-GlĂ€ser. Bei den gröĂeren DachkantglĂ€sern wird weiter mit AbbĂ©-König-Prismen gearbeitet.
Am 2. Tag standen die Spektive auf dem Programm.In den letzten Jahren hat das Thema Digiscoping stark an Gewicht gewonnen. Zeiss reagierte darauf mit einem beweglichen Kameradapter. Dank einer Rastfunktion erlaubt er einen schnellen Wechsel zwischen visueller und fotografischer Nutzung.

Die praktische Ăbung erfolgte im wenige Kilometer entfernten Vogelpark Herborn.

Das folgende Bild zeigt einen Storch mit und ohne Spektiv fotografiert.

Neben den Störchen waren zahlreiche weitere heimische und exotische Vögel zu sehen. Die LeistungsfÀhigkeit der GlÀser konnte an den Feinstrukturen der Gefieder gut verglichen werden.


Zum Abschluss wurde das Engagement der Teilnehmer mit einer Urkunde gewĂŒrdigt.