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Würger in Mitteleuropa zu Gast

Der knapp amselgroße Raubwürger (Foto: Artur Mikołajewski)

Jetzt, ab Ende Oktober / Anfang November, zeigt sich fast überall in Mitteleuropa ein interessanter Wintergast, nämlich der Raubwürger (Lanius excubitor). Der knapp amselgroße Singvogel mit dem martialischen Namen verbringt den Winter in offenen und halboffenen Landschaften mit einzelnen Bäumen oder Büschen, auf deren Spitze er gern sitzt und nach Mäusen Ausschau hält. Er gehört zu den Singvögeln, wenn auch seine Gesangskunst nicht besonders spektakulär ist. Raubwürger (neuerdings auch – etwas weniger abwertend – Grauwürger genannt) leben von großen Insekten, von Mäusen und, vor allem bei hoher Schneelage, wenn keine andere Nahrung erreichbar ist, auch von kleineren Singvögeln.

Wer den hübschen Vogel sieht, traut ihm seine „räuberische“ Lebensweise kaum zu. Allerdings zeigt das Foto recht gut, dass der Oberschnabel wie bei den viel größeren Greifvögeln hakenförmig gekrümmt ist. Das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Würger seine Beute zerreißt, bevor er sie verzehrt. Beutetiere, die nicht sofort gefressen werden, werden gern „auf Vorrat“ in Astgabeln geklemmt oder auf Dornen aufgespießt.

Raubwürger sind außerhalb der Brutzeit Einzelgänger. Da sie sich auf ihren Sitzwarten meist ganz offen zeigen, sind sie im Winterhalbjahr gut zu beobachten. Ein leistungsfähiges Fernglas mit 8-facher oder 10-facher Vergrößerung reicht völlig aus, um am Leben dieser kleinen Jäger teilzunehmen, zum Beispiel das Bresser Montana 10×50 oder das Omegon Nature 8×42. Damit können Sie sehen, wie der Würger seine Beutetiere am Boden schlägt und sie anschließend an einen geschützten Platz trägt, z.B. in einen Busch oder Baum, um sie dort in Ruhe zu zerteilen und zu fressen.

Dabei ist der kleine Jäger aber nicht immer ungestört. Größere Nahrungskonkurrenten, die ihm das geschlagene Mäuslein neiden, sind selten weit entfernt. Ich selbst konnte  einmal beobachten, wie ein Raubwürger, der soeben eine Maus geschlagen hatte und sie gerade in S’icherheit bringen wollte, aus allen vier Himmelsrichtungen von Rabenkrähen angeflogen wurde. Derart bedrängt von vier schwarzen Vögeln, die viermal schwerer und bedeutend größer waren als er selbst, ließ er die Maus im Flug fallen, woraufhin sich alle vier Krähen auf das Mäuslein stürzten. Wer von den vieren die Maus am Ende bekommen hat, konnte ich wegen der hohen Bodenvegetation leider nicht erkennen.

Raubwürger sind auch im Winter reviertreu. Wenn Sie also in Ihrer Umgebung einen Platz kennen, an dem Raubwürger überwintern, dürfen Sie auch in den Folgejahren damit rechnen, den hübschen schwarz / weiß / grauen Vogel dort anzutreffen. Wenn es heftig schneit und der Schnee lange liegenbleibt, weichen die Würger in günstigere Landstriche aus. Ansonsten  fliegen sie im März in ihre meist weiter nördlich oder östlich gelegenen Brutgebiete. Wir wünschen Ihnen interssante und anregende Winterbeobachtungen!

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